Das Nachwuchsleistungszentrum arbeitet mit sieben Vereinen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet in der Förderung talentierter Spieler zusammen. Tobias Ronsdorf, Koordinator Kooperationsvereine, berichtet im Interview, was diese Vereine auszeichnet, wie sich die die Zusammenarbeit genau gestaltet und warum das Nachwuchsleistungszentrum Verantwortung für die Region trägt.
Zu Beginn ganz allgemein gefragt: Welche Rolle nehmen die Kooperationsvereine für unsere Arbeit ein?
Für uns ist es in erster Linie ein Beschleuniger in unseren Scouting- und Sichtungsmaßnahmen. Wir haben den Anspruch, die talentiertesten Jungs der Region schon früh kennenzulernen und zu identifizieren, um sie dann, wenn es von der Fahrzeit her machbar und verantwortungsbewusst ist, im Idealfall ab der U9 bei uns zu fördern. Unsere Partnervereine helfen uns enorm, schnell auf diese Spieler aufmerksam zu werden. Sie sind große Talentmagneten und die Wahrscheinlichkeit ist einfach sehr hoch, dass Jungs dort anfangen, Vereinsfußball zu spielen. Aber auch durch das große Tippgeber-Netzwerk, das wir über die Trainer in den Partnervereinen haben, werden wir schnell auf Talente aufmerksam.
Mit wie vielen Vereinen in der Region kooperieren wir und was zeichnet diese Vereine aus?
Aktuell sind es sieben Partnervereine, davon drei Vereine sind, die etwas weiter entfernt sind: Die TSG Wieseck in Gießen, die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz in Osthessen und der SV Gonsenheim in Mainz als einziger nicht hessischer Verein. Dann sind es noch vier Vereine, die relativ nah am Riederwald liegen: Der 1. FC-TSG Königstein im Hochtaunus, der VfB Unterliederbach im Main-Taunus-Kreis, der 1. FC Erlensee in Hanau und die SpVgg 05 Frankfurt-Oberrad im Süden Frankfurts. Letzten Endes haben alle Vereine eines gleich: Sie sind große Talentmagnete in ihrer Region, alle zeichnen sich durch eine tolle Platzanlage aus sowie dadurch, dass sie gerade im Kinderfußball viele Mannschaften im Spielbetrieb stellen. Ab der D-Jugend, wo es auch überregional immer wieder im Spielbetrieb zur Sache geht, spielen die Klubs in sehr attraktiven Ligen, sodass man, wenn man dort spielt, nicht nur ein hohes Trainings- sondern auch ein hohes Spielniveau hat. So herrscht in diesen Vereinen ein richtig gutes Ambiente, um sich dort weiterzuentwickeln.
Vereine, die eine ganz tolle Entwicklung genommen haben
Tobias Ronsdorf
Welche Vorteile hat die Zusammenarbeit für beide Seiten?
Wir wollen für unseren Partner ein Paket anbieten, das sie auf verschiedene Arten fördert und unterstützt. Es sind alles Vereine, die eine ganz tolle Entwicklung genommen haben. Sie brauchen uns nicht, um ein guter Verein zu sein. Das Schöne ist aber, dass sie mit uns nicht nur ein sehr guter, sondern vielleicht ein ausgezeichneter Verein werden, weil wir mit unseren Ressourcen ihre ohnehin schon gute Entwicklung noch etwas beschleunigen können. Es geht um Wissensaustausch und Wissenstransfer, aber auch um die Organisation und Durchführung von attraktiven Wettkämpfen, sodass immer wieder auf einem hohen Niveau Spiele und Turniere stattfinden.
Thema Wissensaustausch: Wie kann man sich das genau vorstellen?
Beim Wissensaustausch geht es um zwei Elemente: Einerseits wollen wir anbieten, dass Verantwortliche aus den Partnervereinen zu uns an den Riederwald kommen können. Beispielsweise hat der U11-Trainer aus Fulda jederzeit die Möglichkeit, bei uns zu hospitieren, in den Austausch mit unseren Trainern zu kommen und über seinen sportlichen Tellerrand hinaus zu blicken, seinen Wissenshorizont zu erweitern oder sich vielleicht auch in seiner Arbeit bestätigt zu sehen. Andererseits geht es darum, dass wir Gelegenheiten schaffen, zu den Partnervereinen gehen. Da fällt das Stichwort Kooperationstrainer.
Was hat es damit auf sich?
Okan Gündüz, unser U13-Coach, U9-Trainer Dennis Schmitt, Yannick Kupferschmied, mein Trainingskollege im Adlerperspektivtraining, und ich schauen regelmäßig auf der Anlage eines Partnervereines vorbei und verbringen dort Trainingszeit mit den Kinderfußball-Mannschaften. Jedem Trainer sind mindestens ein, meistens sogar zwei Partnervereine zugeteilt. Wir sind mindestens zweimal im Monat dort, verbringen auf der Anlage des Partnervereins Zeit mit den Mannschaften, trainieren mit ihnen, sind auf Augenhöhe mit den Trainern und lernen natürlich so die ganze Anlage, aber auch die Trainingsmechanismen besser kennen. Das sind die Haupttriebfedern für die Partnerschaft oder, aus der Perspektive der Partnervereine, die attraktivsten Dinge, die wir ihnen immer wieder zur Verfügung stellen und anbieten wollen.
Alle Gelegenheiten, uns mit den Trainer:innen und Kolleg:innen aus den Partnervereinen auszutauschen, sind positiv
Tobias Ronsdorf
Wir richten außerdem unsere Adlertage bei den Kooperationspartnern aus. Um was handelt es sich dabei genau?
Grundsätzlich ist es so, dass es unheimlich viele Jugendliche oder Kinder gibt, die gerne einmal ein Probetraining bei der Eintracht machen würden oder sogar bei der Eintracht in einer Nachwuchsmannschaft spielen möchten. Allerdings haben wir nicht die Ressourcen, jeden Interessenten, der sich in Eigeninitiative bei uns meldet, in den Trainingsbetrieb zu integrieren. Deswegen wird man zu uns nur eingeladen, wenn man von einem unserer Scouts positiv gesichtet und dann empfohlen wird. Die Adlertage sind die Ausnahme dieser Regel. Talente haben die Möglichkeit, sich eigeninitiativ zu einem offenen Probetraining – dem Adlertag – anzumelden, der immer auf der Anlage eines Partnervereins stattfindet. In dieser Saison haben hauptsächlich die Jungs der Jahrgänge 2018 bis 2014 die Möglichkeit, sich bei diesen der Eintracht im Rahmen von kleinen Spielformen zu zeigen und über eine positive Leistung in den Probetrainingsbetrieb oder in ein weiteres Kennenlern-Training eingeladen zu werden.
Inwiefern stärken die Adlertage die Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern?
Die Adlertage finden bewusst auf den Anlagen unserer Partnervereine statt, um in der jeweiligen Region präsent zu bleiben. Gleichzeitig können wir uns als Partner präsentieren und einen guten Veranstaltungstag auf die Beine stellen. Das ist dann natürlich eine weitere Möglichkeit, sich zu begegnen und sich zu sehen. Alle Gelegenheiten, uns mit den Trainer:innen und Kolleg:innen aus den Partnervereinen auszutauschen, sind positiv, weil wir uns so noch besser kennenlernen, immer wieder in den Kontakt kommen und einfach über Fußball quatschen können.
Würdest du sagen, dass wir als NLZ eine Verantwortung für die Region haben und inwiefern werden wir dieser durch diese Zusammenarbeit mit Kooperationsvereinen gerecht?
Wir haben eine enorme Verantwortung, weil wir ohne ehrenamtliche Arbeit als NLZ gar nicht existieren könnten. Diese ehrenamtliche Arbeit findet aber nicht bei uns statt, sondern bei den Amateurvereinen in der Region. Wir dürfen nicht arrogant und überheblich sein und nur auf die Zeit blicken, die Spieler, die vielleicht irgendwann den Sprung in den Deutsche-Bank-Park schaffen, am Riederwald verbracht haben. Sondern wir müssen enorm dankbar für alles sein, was schon in ihrer fußballerischen Ausbildung stattgefunden hat, bevor sie ihr erstes Training und ihre ersten Wettkämpfe für die Eintracht absolviert haben. Wir profitieren dementsprechend enorm von der in der Regel ehrenamtlichen Arbeit aller Amateurvereine im Rhein-Main-Gebiet. Über die Vernetzung mit den Partnervereinen haben wir die Möglichkeit, etwas zurückzugeben, Termine zur Fortbildung anzubieten oder Wettkämpfe auszurichten, die auf neue Spielformen aufmerksam machen. Damit wollen wir nicht nur unseren Partnervereinen helfen, sondern diese fungieren als Multiplikator in der jeweiligen Region, damit auch andere Vereine profitieren können.
Was haben wir in Bezug auf unsere Vereinskooperationen in Zukunft noch vor?
Ich denke, es ist realistisch, dass wir im kommenden Sommer vielleicht zwei oder drei Partnervereine mehr auf unserer Seite haben werden. Wir haben uns die freien Regionen recht aufmerksam angeschaut, strategisch die Pläne-Schmiede angeschmissen und auch schon mit einigen Vereinen Gespräche geführt. Da wird es sicherlich im Laufe der Rückrunde noch das ein oder andere Gespräch und auch Entscheidungen geben, die dann zu neuen Kooperationen führen werden.