06.05.2021
U15

Workshops mit Lerneffekt

Schon seit Jahren ist die Sportpsychologie ein wichtiger Bestandteil im Leistungszentrum. Unter der Leitung von Lena-Claire Schulz werden die Jungs unter anderem in Workshops an diesen Bereich herangeführt.

Die Sportpsychologie. Ein neues Themenfeld im Fußball, mit dem Sportlerinnen und Sportler jedoch tagtäglich in Berührung kommen, bewusst oder unbewusst. Das Verhalten auf und neben dem Platz, der Umgang mit Siegen oder Niederlagen, der Reifeprozess als junges Nachwuchstalent – nur wenige Beispiele eines Bereiches, der im Grunde nie „abgeschaltet“ werden kann. Lena-Claire Schulz, Sportpsychologin im Leistungszentrum von Eintracht Frankfurt, nimmt die Nachwuchstalente während ihres persönlichen Reifeprozesses an die Hand und bringt ihnen das umfassende Themengebiet der Sportpsychologie näher.

Hilfreich sind dabei zahlreiche Workshops, die über eine gesamte Spielzeit verteilt hin und wieder eingestreut werden. Denn die Sportpsychologin ist sich sicher: „Wichtig ist, dass wir regelmäßig zusammenkommen und stetig an verschiedenen Schwerpunkten arbeiten. In der Sportpsychologie ist natürlich nicht alles nach einem Workshop getan“, weiß Claire. So habe sie sich beispielsweise am Anfang der Saison gemeinsam mit den Trainern und anschließend auch den Spielern der U15 ein Setting aufgebaut und damit langfristige Ziele formuliert. „Wir haben Wünsche und Regeln für die Zusammenarbeit aufgestellt, um persönliche und Teamziele in dieser Saison zu erreichen.“

In den Online-Workshops erarbeiteten Claire und die U15-Jungs den theoretischen Teil des Workshops.

Ein Schwerpunktgebiet, das die C-Junioren in den vergangenen Wochen bereits umfassend beleuchtet haben, ist das Thema „Kommunikation“. Um einen möglichst großen Lerneffekt zu erzielen, hat sich Sportpsychologin Claire hierzu ein besonderes Drei-Schiritte-Modell einfallen lassen. „Wir haben uns zunächst online in mehreren Kleingruppen verabredet, um das Themengebiet in der Theorie aufzuarbeiten. Dabei habe ich schon gemerkt, dass die Jungs grundsätzlich ein großes Interesse mitbringen, offen sind und auch wirklich gut mitarbeiten“, lobt Claire die Spieler. Unter anderem haben sich die Spieler mit den Fragen beschäftigt: Welche Arten von Kommunikation gibt es? Was kann ich mit der Kommunikation auf dem Platz bewirken? Inwiefern wirkt sich das auf das Team aus? Für U15-Torhüter Carlos Kobbert eine hilfreiche Übung: „Generell finde ich die Onlinestunden mit Claire sehr wichtig. Mir ist aufgefallen, dass wir besser als Mannschaft auftreten, wenn jeder Einzelne auf seine Ausdrucksweise achtgibt und wir uns gegenseitig pushen.“

Nach der Theorie wurden die Inhalte zum Thema Kommunikation in das Mannschaftstraining adaptiert.

Nach den Theorieeinheiten ging es anschließend auf den Platz, um die besprochenen Inhalte ins Mannschaftstraining zu integrieren und verschiedene Szenarien durchzuspielen. „Hier konnten sich die Jungs etwas austoben und einfach mal ausprobieren, wie sich eine veränderte Kommunikation auf eine Übung auswirken kann“, erläutert Claire und ergänzt: „In Zusammenarbeit mit den Trainern wurden entsprechende Übungen des Trainings so aufbereitet, dass die Inhalte der Sportpsychologie bezüglich Kommunikation in das Teamtraining auf dem Platz eingebaut werden konnten“, erklärt die Sportpsychologin, die die Spieler mit der Adaption der Inhalte in das Training bereits auf den abschließenden dritten Schritt vorbereitete. „Die Sportpsychologie gehört mit ins Training und deshalb ist der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Trainern so wichtig“, erläutert sie.

Im letzten Part hatten die Spieler nämlich die Möglichkeit, das zuvor Gelernte im Testspiel gegen den SV Darmstadt 98 umzusetzen. Das Team war hierbei auf ein gutes Mannschaftsgefüge und eine gesunde Kommunikation angewiesen. Denn erschwerend kam hinzu, dass das Trainerteam um Thomas Broich, Jerome Polenz und Dominik Reichardt ihre Jungs erstmals in einem ungeübten Spielsystem auf dem Platz schickten. Aber die Jungs ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, blieben in ihrer Kommunikation auch in schwierigen Situationen positiv, bewiesen Zusammenhalt und gewannen verdient 3:0.

Eine tolle Leistung, die die Spieler selbst unter anderem auch auf den Kommunikations-Workshop zurückführen. „Wir haben uns nach einem holprigen Start in die Partie lautstark und positiv gecoacht, weshalb wir immer besser ins Spiel gefunden haben. Der Workshop hat uns dabei sehr geholfen“, so U15-Spieler Lion Stanowski. Sein Teamkollege Junior Awusi Bodien ergänzt: „Ich habe gelernt, selbst etwas mehr auf dem Platz zu reden. Das hilft sowohl mir als auch der gesamten Mannschaft.“ Stürmer Santiago Rocchi merkt an: Ich hoffe, dass wir diese lebhafte Kommunikation so weiterführen. Meiner Meinung nach war das der ausschlaggebende Punkt für den Sieg.“ Dieser Meinung war auch Trainer Thomas Broich. „Noch nie habe ich unsere Jungs so laut und positiv erlebt, wie beim Spiel gegen Darmstadt. Meiner Meinung nach war das der Schlüssel zum Erfolg, weil die Jungs in einer für sie schwierigen Situation immer aufmunternde Worte füreinander fanden.“

Die Sportpsychologie ist sicherlich ein Teil, ebenso wie beispielswiese auch Trainer oder Pädagogen und natürlich der Spieler selbst ein Teil sind – alle müssen an einem Strang ziehen.

Lena-Claire Schulz

Ein gelungener Abschluss des Drei-Schritte-Workshops, aber Claire merkt an: „Dass die Jungs das Spiel gewonnen haben, ist natürlich super. Aber hätten sie es verloren, wäre die zuvor geleistete Arbeit ja deswegen nicht schlecht.“ Viel wichtiger als das Spielergebnis sei, dass bereits Entwicklungsschritte bei den Jungs erkennbar sind, so die Sportpsychologin. Daran haben alle Bereiche im Leistungszentrum einen Anteil. „Die Frage ist ja, worauf ist das zurückzuführen, wenn sich ein Spieler weiterentwickelt – die Messbarkeit ist hier schwierig nachzuvollziehen. Die Sportpsychologie ist sicherlich ein Teil, ebenso wie beispielswiese auch Trainer oder Pädagogen und natürlich der Spieler selbst ein Teil sind – alle müssen an einem Strang ziehen“, sagt Claire und ergänzt: „Ohnehin sind Entwicklungen in der Persönlichkeit erst längerfristig erkennbar. Bei unseren U15-Jungs bin ich aber davon überzeugt, dass hier ein starkes Team mit starken Persönlichkeiten zusammenwächst.“