31.01.2024
Nachwuchsleistungszentrum

„Will mich Tag für Tag verbessern“

Seit sechseinhalb Jahren trägt Dario Gebuhr bereits den Adler auf der Brust, derzeit ist er Stammkraft in der U21 und auch Bundesligaluft durfte der Verteidiger bereits schnuppern. Der 20-Jährige im Interview.

22. April 2023, Signal Iduna Park Dortmund, gegen 19.58 Uhr: Beim Bundesliga-Auswärtsspiel gegen Borussia Dortmund (0:4), das sportlich aus Eintracht-Sicht wenig Erfreuliches zu bieten hatte, kam es in der 70. Spielminute zu einem besonderen Moment. Mit Makoto Hasebe wurde der älteste Frankfurter Feldspieler ausgewechselt und ersetzt durch den jüngsten Akteur im Spieltagskader: Dario Gebuhr.

Der gebürtige Wiesbadener, der seit 2017 den Adler auf der Brust trägt, feierte damit im Alter von 19 Jahren sein Profidebüt – rund sechseinhalb Jahre nachdem mit Aymen Barkok letztmals ein Feldspieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Bundesliga debütiert hatte. Über dieses unvergessliche Erlebnis, aber auch über seine fußballerischen Anfänge beim 1. SC Kohlheck, seinen Werdegang vor und bei Eintracht Frankfurt, über die schwierige Phasen und über die aktuelle Spielzeit mit der U21, hat sich die Redaktion mit ihm unterhalten. 

Samstagabend, Bundesliga-Topspiel, Flutlicht, 81.365 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Ergebnis einmal ausgeklammert: Es gibt sicherlich schlechtere Rahmenbedingungen für ein Profidebüt.
Definitiv. Die Erinnerungen daran zaubern mir nach wie vor ein Lächeln ins Gesicht. Es ist einfach unglaublich. Es hat mich unfassbar stolz gemacht und zeigt, dass mit harter Arbeit Vieles möglich ist. 

In der vergangenen Saison feierte Dario Gebuhr in Dortmund sein Bundesligadebüt.

Nimm uns mal mit: Wie war der Moment, als du das Spielfeld betreten hast? Was hast du gedacht, gefühlt?
Bei vielen lautet die Antwort auf diese Frage, dass man den Moment kaum beschreiben könne. Jetzt weiß ich: Das ist nicht nur so dahingesagt – es ist wirklich schwer, die passenden Worte zu finden. Tausende Gedanken, gefühlt die letzten zehn Jahre im Zeitraffer, schossen mir durch den Kopf. Alles blieb für einen kurzen Moment stehen. Plötzlich wurde der Moment wahr, auf den ich fast mein ganzes Leben hingearbeitet hatte. Es war sogar wie ein kleiner Schockmoment, der sich aber recht schnell in pure Vorfreude gewandelt hat. Es war zwar schwierig, diese Atmosphäre auszublenden und sich nicht beeinflussen zu lassen, aber genau das habe ich versucht: Mich zu fokussieren, hellwach zu sein und mich von meiner besten Seite zu zeigen. Auch wenn wir natürlich mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden waren, war es für mich dennoch ein unbeschreiblich schöner Moment.

An dieser Stelle machen wir die Rolle rückwärts, zurück in deine frühe Kindheit. Wie kam es dazu, dass du mit dem Fußballspielen angefangen hast? 
Meiner Mutter zufolge war ich ganz früher ein umtriebiges Kind, das immer ausgepowert werden musste. Ich habe schon recht früh laufen gelernt und musste immer beschäftigt werden. Oder anders gesagt: Ich habe mich einfach selbst beschäftigt (lacht). Bälle gekickt, Bälle geworfen, was man eben als Kleinkind so macht. Zum Fußball gekommen bin ich aber durch ein Schlüsselerlebnis, das mir auch heute noch ganz genau in Erinnerung geblieben ist.

Nicht einmal meine Position war mir damals wichtig. Ich bin einfach immer dorthin gerannt, wo der Ball gerade war.

Dario Gebuhr

Erzähl uns mehr darüber. 
Ich erinnere mich an mein erstes Fußballspiel, das ich vor dem Fernseher verfolgt habe. Es war ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft, ich glaube während der Heim-WM 2006. Michael Ballack war in der Nahaufnahme zu sehen, kurz bevor er einen Eckball schlug. Diese Szene ist bis heute präsent in meinen Gedanken. Ich dachte damals: „Cool, das will ich später auch machen!“ Kurze Zeit später wurden ein Kindergartenfreund und ich durch unsere Mütter, die ebenfalls gut befreundet waren, beim 1. SC Kohlheck angemeldet. Dort stand einfach der Spaß im Vordergrund, alles andere war damals nicht wichtig. Nicht einmal meine Position war mir damals wichtig. Ich bin einfach immer dorthin gerannt, wo der Ball gerade war (lacht).

Wann hast du dich aufs Verteidigen spezialisiert?
Das hat sich im zweiten Jahr beim SV Wehen Wiesbaden mehr und mehr entwickelt. In meinem ersten Jahr beim SVWW, in der U13, habe ich noch im linken Mittelfeld, auf dem linken Flügel, als Zehner oder auch im Sturm gespielt. Ab der U14 wurde ich dann in die Innenverteidigung beordert und seitdem fülle ich diese Position auch hauptsächlich aus. Auch wenn es in den folgenden Jahren hin und wieder ein paar Abstecher auf die Sechserposition gab. 

Durch deine guten Leistungen in der U14 beim SV Wehen ist dann Eintracht Frankfurt auf dich aufmerksam geworden.
Genau, durch meine Leistungen beim SV Wehen und bei der Regionalauswahl Hessen. Dort war ich oft einer der einzige Wehen-Spieler, während der Großteil des Teams aus Eintracht-Spielern bestand. Dort habe ich gute Leistungen zeigen und mich empfehlen können. Die Zwischenstation SV Wehen hat mir in meiner Entwicklung sehr gutgetan. Als ich vom Interesse der Eintracht hörte, war ich natürlich stolz und wollte diesen nächsten Schritt dann auch ohne zu zögern machen.  

Welche war rückblickend für dich die schönste Saison im Jugendbereich?
Das war für mich die Saison 2021/22 in der U19. In dieser Spielzeit habe ich als Stammspieler fast alle Spiele über die volle Distanz absolviert. Wir hatten eine richtig starke Mannschaft mit einigen Spielern, die mittlerweile den Schritt in den Profibereich gemacht haben, und hatten sogar bis zuletzt Chancen auf die Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest, haben diese aber letztlich knapp verpasst und beendeten die Saison auf Rang drei.

Was schätzt du an deiner Heimatstadt, Dario?
Hier in Wiesbaden wohnen meine Familie und ich schon unser Leben lang, genauso wie viele meiner Freunde. Hier fühle ich mich einfach zuhause. Ich bin logischerweise viel unterwegs, gefühlt jeden Tag herrscht Trubel. Wenn ich dann nach Hause komme, kann ich einfach mal abschalten und den Alltag etwas entschleunigen.  

Das bedeutet, du magst es, wenn es auch mal etwas ruhiger zugeht?
Auf jeden Fall, ich bin eher so der entspannte Typ. In meiner Kindheit war ich noch etwas introvertierter. Mit zunehmendem Alter wurde ich zwar offener, trotzdem bin ich insgesamt eher einer von der ruhigeren Sorte. Ich würde mich so beschreiben, dass ich eigentlich mit jedem gut zurechtkomme. Ob früher in der Schule, in meinen vorherigen Vereinen oder auch seitdem ich bei der Eintracht bin. Ich komme mit jedem gut aus.  

Mit welchen Zielen blickst du in die Zukunft voraus?
Aktuell konzentriere mich auf das hier und jetzt, auf die kommenden Aufgaben mit der U21. Ich möchte immer 100 Prozent geben, an meinen Schwächen arbeiten und mich Tag für Tag verbessern. Am liebsten natürlich mit Spielzeit auf dem Platz. Denn wenn ich alles gebe und immer hart an mir arbeite, kann ich mir selbst nichts vorwerfen.

Das ausführliche Interview gibt's im Anpfiff 2023/24, dem Jahresmagazin des Nachwuchsleistungszentrums von Eintracht Frankfurt.