18.01.2022
Nachwuchsleistungszentrum

Schule, Weiterbildung, Werte

Vieles im Fußball unterliegt einem stetigen Wandel, doch im Internat hat der pädagogische Leiter Anton Schumacher seit nunmehr knapp zehn Jahren die Zügel in der Hand. Ein Blick hinter die Kulissen - Teil zwei.

Es versteht sich seit jeher, dass im NLZ der Eintracht fußballerische Ausbildung und schulische bzw. berufliche Entwicklung Hand in Hand gehen. Mit der Initiative JOBLINGE hat das Internat einen starken Partner an der Seite, wenn es um berufliche Perspektiven jeglicher Art geht. Darunter fällt auch die Vermittlung von Praktika. Online-Unterricht für Schüler spielt eine immer größere Rolle. So können die Nachwuchskicker vom Internat dem schulischen Programm aus ihrer Heimat folgen – egal ob Portugal, Finnland oder Österreich.

Und wenn es mal nicht ganz so wie gewünscht läuft, greift die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Easy-Tutor, einem Online-Nachhilfe-Tool, welches individuell genutzt werden kann. Gegründet und entwickelt wurde Easy-Tutor unter anderem von Jessica Contento, der Frau des Ex-Bayern Spielers Diego. Auch der Deutschunterricht für die nichtdeutschsprachigen Spieler spielt eine wesentliche Rolle.

Eintracht-Werte leben

Dazu steht die Lernhilfe unter der Führung von Karl Rotter bereit, der in Zusammenarbeit mit Harald Becker, Deutschlehrer bei den Profis, dem Nachwuchs die Grundlagen der deutschen Sprache vermittelt – und im Zweifel mehr als das. „Letztlich sind wir Ansprechpartner für alle Spieler des NLZ, nicht nur für die Internatler. Aber natürlich wollen und werden wir nicht in die Erziehung der Eltern eingreifen. Und niemand soll das Gefühl bekommen, uns brauchen zu müssen“, stellt Anton den Rahmen klar.

Neben den schulischen und beruflichen Aspekten, spielt auch die Vermittlung von gesellschaftlichem Werten eine große Rolle. Die Haltung der Eintracht gegen Homophobie, Rassismus oder Antisemitismus wird ebenso dem Nachwuchs vermittelt. Duarte kann dabei aus eigener Erfahrung berichten: „Als Kind wurde ich zuweilen auch ausgegrenzt, als Ausländer definiert – obgleich ich in Darmstadt geboren bin. Mit den anderen Kindern zu spielen, war für mich nicht selbstverständlich. Ich war auf das Wohlwollen deren Eltern angewiesen“, erinnert er sich noch heute – und weiß, was diese Ablehnung nicht nur mit einem Kind macht.

Als Pädagogen leisten wir vor allem Beziehungsarbeit – auch mit den Eltern der Spieler.

Duarte Saloio

Das alles ist neben den sportlichen Aspekten eine große Herausforderung, gerade in den heutigen Zeiten. „Wir wissen, dass die letzten Monate auch mental stressig und belastend waren. Dennoch waren wir in diesen Zeiten privilegiert, obgleich die Jungs in den vergangenen anderthalb Jahren kaum Pflichtspiele absolvierten. Aber die Teams durften immerhin trainieren – dies war unterklassigen Mannschaften lange versagt. Entsprechend versuchen wir die Jungs einerseits aufzufangen, anderseits aber auch an ihre Empathie zu appellieren, bzw. diese zu vermitteln“, resümiert Anton Schumacher, der für die kommende Saison guter Dinge ist.

„Natürlich stehen die Teams und die Spieler unter einem gewissen Druck, wenn es wieder in den Ligen losgeht. Aber letztlich ist die Stimmung von Vorfreude geprägt. Die Jungs sind glücklich, dass sich vieles wieder ein Stück normalisiert, dass Pflichtspiele anstehen. Und diese Freude überwiegt ganz klar den Druck.“

Auch Tim und Carla sind für die Wohlfühlatmosphäre der Internatler verantwortlich.

Und Duarte ergänzt: „Klar war die Situation auch gerade wegen Corona nicht völlig entspannt. Aber wir haben ebenso das Vertrauen der Eltern zu uns und dem Verein gespürt – das war ein schönes Gefühl und es hat uns auch trotz allem zusammengeschweißt.“ So geht es jetzt wieder in eine neue Saison – und für die Nachwuchsspieler auch weiter auf den Weg ins Erwachsenenleben.

Und wenn es gelingt, ihnen im Internat einige Skills mitzugeben, die sie völlig unabhängig von ihrer sportlichen Karriere weiterbringen, dann ist schon sehr viel gewonnen. Für sie, aber auch für diejenigen, die sich Tag für Tag um sie kümmern. Für Anton, Duarte, Giova, Karl, Soula, deren Helfern Carla de Pinho und Tim Köhler, sowie den Nachtdienstlern, die dafür sorgen, dass rund um die Uhr eine optimale Betreuung gewährleistet ist.