17.07.2020
U19

„Saisonziele gemeinsam erarbeiten“

Jürgen Kramny spricht über seine Entscheidung für die Eintracht, den Reiz des Nachwuchsfußballs und seine Zielsetzungen.

Herzlich willkommen, Jürgen Kramny. Trotz Angeboten in den vergangenen Monaten haben Sie sich bewusst dafür entschieden, diese nicht anzunehmen und waren zuletzt als Trainer der Vereinigung der Vertragsfußballer (VDV) tätig. Was gab den Ausschlag, nun Eintracht Frankfurt für den Trainerposten der U19 zuzusagen?
Ursprünglich hatte ich geplant, dass es ab August wieder losgeht mit den VDV-Camps. Dann kamen die Gespräche mit der Eintracht. Andy Möller und Holger Müller haben sich sehr intensiv um mich bemüht und mir war sofort klar: das passt. Also haben wir uns auf die Zusammenarbeit und den gemeinsamen Weg geeinigt.

Sie haben sich im Nachwuchsfußball über viele Jahre einen großen Namen erarbeitet und anschließend weitere Erfahrungen in der Bundesliga gesammelt. Nun kehren Sie zu ihren Wurzeln, dem Nachwuchsfußball, zurück. Was macht für Sie den Reiz des Jugendfußballs aus?  
Ich habe über viele Jahre im Nachwuchsbereich Erfahrungen gesammelt und zeigen können, dass ich Spieler weiterentwickeln kann. Das ist mir auch in jedem Training wichtig. Ich habe als Trainer mit der U19 in Mainz angefangen. Nach meinem Wechsel zum VfB Stuttgart hatte ich ebenfalls eine U19 trainiert und bin dann in den Übergangsbereich zur zweiten Mannschaft gewechselt. Dort hatte ich alle Altersbereiche von 17 bis maximal 22 Jahren. Durch meine Erfahrungen weiß ich, was von den Spielern verlangt wird. Wenn man mal im Profibereich war, dann weiß man, wie eng alles mit Ergebnissen zusammenhängt, wie abhängig man ist. Im Nachwuchsbereich hat man mehr Ruhe, die Spieler weiterzuentwickeln. Das alles aber natürlich auch immer unter den Leistungsaspekten.

Wie angesprochen hatten Sie zuletzt ein Engagement bei der VDV. Was haben Sie mitgenommen, wovon unsere Jungs profitieren könnten?
Bei der VDV ist vom Trainer enorme Flexibilität gefordert. Schließlich weiß man nie, wie viele Spieler anwesend sind – in einer Woche sind es 20, in der Woche darauf vielleicht nur zehn. Und es sind nicht immer die gleichen Spieler. Es gibt einen ständigen Wechsel. Meiner Meinung nach ist es im Fußball heutzutage aber auch wichtig, dass man auf verschiedene Dinge reagieren kann. Zwar ist die U19 eine feste Mannschaft, aber auch hier gibt es ständig Bewegungen und es kommen beispielsweise immer mal Spieler von der U17 hoch. Diese enorme Flexibilität bei der VDV ist eine Herausforderung, an der man aber als Trainer auch wachsen kann.

Sie haben die organisatorische Seite angesprochen, aber es gibt sicherlich auch soziale Komponenten, die Sie mitnehmen und den Nachwuchstalenten weitergeben können?
Jeder, der mal arbeitslos war, weiß wie schwer und unangenehm die Situation ist. Die Jungs sehen derzeit nicht die Sonnenseite des Fußballs. Umso wichtiger ist es als Trainer, den Spielern eine Perspektive aufzuzeigen, Hoffnung und Selbstvertrauen zu vermitteln. Der Spaß sollte nie von Druck oder der Angst verdrängt werden. Das VDV-Camp hat mir als Trainer nochmal neue Denkweisen mitgegeben und mich auch reflektieren lassen, wie gut man es als Profi hat, der unter Vertrag steht.

Am Sonntag ist Trainingsauftakt mit Ihrer neuen Mannschaft. Kennen Sie ihre Spieler bereits?
Auch dadurch, dass mein Sohn Maurice in Stuttgart in der U19 spielt, kenne ich schon die Mannschaften und auch den großen Teil der Eintracht-Spieler. Den 2003er Jahrgang habe ich ebenfalls schon spielen gesehen. Und dennoch muss man sich immer zunächst erst noch einmal richtig kennenlernen.

Wie werden die nächsten Tage aussehen?
Das detaillierte Programm müssen Co-Trainer Andreas Ibertsberger und ich in den nächsten Tagen planen. Glücklicherweise haben wir noch Zeit und mindestens zwei Monate bis zum Saisonstart, dementsprechend müssen wir Dinge wie Belastungsteuerung etc. besprechen. Durch die aktuelle Situation mit Corona wird es aber hier sicherlich von Tag zu Tag immer mal Abweichungen geben. Auch hier ist wieder Flexibilität gefragt.

Welche Zielsetzungen verfolgen Sie?
Wichtig wird sein, von Beginn an das Gemeinschaftsgefühl in den Vordergrund zu stellen, sich als absolutes Team zu präsentieren. Davon wird jeder einzelne profitieren und besser werden. Die Saisonziele werden wir uns gemeinsam mit den Jungs erarbeiten und dann auch formulieren.