Fußball bedeutet Emotionen. Doch nicht nur auf dem Platz kochen diese manchmal hoch, auch die Eltern der jungen Nachwuchsspieler sind meist mit ganzem Herzen dabei – was durchaus Konfliktpotenzial bereithält. Beispielsweise wenn der eigene Sohn früh ausgewechselt wird oder gar nicht zum Einsatz kommt. Erster Anlaufpunkt für Fragen, Ärger und Enttäuschung sind dann meist die Trainer. Um für potenzielle Herausforderungen zu sensibilisieren und das Verständnis zu fördern, haben sich die Jugendtrainer der U14 bis U16 sowie Mitarbeiter des Leistungszentrums aus den Bereichen Pädagogik und Sportpsychologie bei einem Workshop ausgetauscht und gemeinsame Ideen entwickelt.
Transparenz und Klarheit
„Elternarbeit hat einen sehr hohen Stellenwert für uns, ohne diese können wir Jugendarbeit gar nicht denken“, erklärt Anton Schumacher, Leiter der Pädagogik im Leistungszentrum, der selbst am rund fünftstündigen Workshop teilgenommen hat. Die Jungs, die im NLZ ihren Weg zum Profi gehen wollten, würden viel Zeit im Verein verbringen. Da sei es enorm wichtig, ein gutes Klima zu schaffen und die Eltern bei allen wichtigen Schritten mitzunehmen. Transparenz und Klarheit seien hier die Kernbegriffe. „Wenn wir Spieler bestmöglich entwickeln wollen, müssen wir auch ihre Lebenswirklichkeit und ihr Umfeld miteinbeziehen. Wir müssen klarmachen, warum wir wie handeln.“
Um die Kommunikation weiter zu fördern und die Jugendtrainer zu unterstützen, ist Eintracht Frankfurt bereits seit 2018 Teil des DFL-Projekts „Jugend – Trainer – STÄRKEN“, in dessen Rahmen nun auch das von Kommunikationsexpertin und Coach Susanne Amar geleitete Seminar am Riederwald stattgefunden hat. „Eltern wollen grundsätzlich das Beste für ihr Kind, darunter versteht allerdings jeder etwas anderes“, erklärte Amar das Kernproblem. Neben allgemeinen Verhaltensmustern von Eltern umfasste der Workshop deshalb auch konkrete Beispiele aus der Praxis und die Entwicklung von Ideen, den Kontakt zwischen beiden Parteien so konstruktiv wie möglich zu gestalten.
Perspektivwechsel für mehr Verständnis
„Wichtig zu verstehen ist, dass nicht nur fachliche Informationen für die Eltern eine Rolle spielen. Die Eltern wollen wissen: Was passiert mit meinem Kind? Und an wen kann ich mich wenden?“, machte die Expertin deutlich. Einbezogen wurden deshalb auch die Emotionen und möglichen Vorerfahrungen von Eltern – so zum Beispiel der eigene geplatzte Traum vom Fußballprofi – um zu erkennen, welche Bedürfnisse eigentlich bestehen. „Es geht darum, Vertrauen aufzubauen und zu zeigen: Dein Kind ist bei mir als Trainer gut aufgehoben.“
Um potenzielle Konflikte beim Umgang zwischen Trainer und Elternteil nicht nur theoretisch zu betrachten, war auch ein Perspektivwechsel Teil des Workshops, sodass die Trainer selbst mal die Rolle von Vater oder Mutter eines jungen Spielers übernommen haben. „Es geht in solchen Seminaren nie um Schablonendenken oder Königslösungen, sondern darum, sich mit Experten auszutauschen und neue Perspektiven einzunehmen“, sagt Schumacher und zieht deshalb auch ein positives Fazit aus dem Workshop. „Für uns ist es enorm wichtig, dass wir unser Handeln immer wieder reflektieren, neue Ideen sammeln und im Austausch mit Experten eine begründete Haltung zu Themen entwickeln. Denn nur so können wir unsere Jungs bestmöglich entwickeln.“