Gude Alex! Die B-Junioren-Hessenliga hat am Sonntag begonnen und ihr seid mit einem Sieg in die neue Saison gestartet. Lass uns, bevor wir über die neue Spielzeit sprechen, aber erst einmal auf die Vorbereitung zurückblicken, denn es war deine erste als Cheftrainer. Wie liefen die ersten Wochen mit der Mannschaft?
Die Vorbereitung macht immer wieder einen Riesenspaß. Wir haben viel und hart trainiert und die Jungs waren sehr gut unterwegs. Zum Ende hin hat man dann gemerkt, dass die Mannschaft die intensiven Einheiten und das Neuerlernte erst einmal verarbeiten muss, aber das war mir vorher bereits bewusst. Die Hauptsache ist, dass die Jungs sich weiterentwickeln. Der Mannschaft macht es Spaß, da sind auch schlechtere Ergebnisse in intensiven Trainingswochen eher zweitrangig. Mein Ziel ist, dass ich den Jungs etwas mitgeben kann, damit einer von ihnen irgendwann einmal bei uns im Stadion auflaufen kann.
Der erste Gegner in dieser Saison war der SF/BG Marburg, bei dem ihr einen deutlichen 4:0-Sieg einfahren konntet. Was erwartest du von der Hessenliga und den anstehenden Gegnern?
Ich gucke eigentlich nur auf die eigene Mannschaft. Natürlich sind besonders die U17-Mannschaften aus Darmstadt, Offenbach, Wiesbaden oder vom FSV Frankfurt sehr schwere Gegner, aber auch alle anderen Teams machen es einem nicht leicht – das haben wir jetzt am Wochenende gesehen. Wir hatten am Anfang Glück, dass Marburg nicht direkt wieder ausgeglichen hat, und konnten unsere Führung ausbauen. In der zweiten Halbzeit war die Partie dann wieder ausgeglichener. In der Hessenliga gibt es keine leichten Spiele, aber gerade das ist super für die Jungs. Sie müssen sich jedes Spiel wieder gegen ältere Spieler messen und am Ende bringt uns das zu unserem gemeinsamen Ziel: Die Jungs an den Erwachsenenfußball heranzuführen.
An erster Stelle stehen immer die Jungs.
Alex Meier
Wir haben den Saisonstart schon angesprochen. Was sind deine Ziele für die neue Spielzeit ?
Mein größtes Ziel ist es, den Jungs zu helfen. Damit wir, wenn es gut läuft, einmal einen oder zwei im Stadion sehen werden. Ich glaube, dann wäre jeder von uns glücklich. Auch ich nutze die gemeinsame Zeit, um mich als Trainer zu entwickeln – aber an erster Stelle stehen immer die Jungs. Der Tabellenplatz ist mir auf diesem Weg weniger wichtig, als man es vermuten mag. Selbstverständlich möchte man am Ende nicht Letzter werden, aber mit der langfristigen Entwicklung der Jungs kommen gleichzeitig die Ergebnisse, mit denen wir auch weiterhin in der Hessenliga verbleiben werden.
Du warst bereits Co-Trainer der U17, U19 und U21. In dieser Saison übernimmst du das erste Mal die Position des Cheftrainers. Was hat sich dadurch für dich verändert?
Man muss als Cheftrainer das große Ganze viel mehr im Blick haben. Man muss viel mit dem Staff kommunizieren und trägt die Hauptverantwortung dafür, dass die Stimmung im Team die bestmögliche für die erfolgreiche Entwicklung der Spieler ist. Mir ist wichtig, dass wir als Trainerteam mit dem Betreuerteam und auch den Physios ein gutes Klima haben, sodass jeder gerne zur Arbeit kommt. Ich glaube, das ist das Wichtigste in jedem Beruf und in jeder Führungsposition. Am Ende wird der Trainer an der Leistung und der Zufriedenheit des Teams gemessen.
Was genau konntest du aus deinen letzten Jahren für die neue Position als Cheftrainer mitnehmen?
Ich hatte das große Glück, dass ich immer mal wieder bei den Profis, bei Adi Hütter oder Oliver Glasner zuschauen durfte, und das hat mir sehr geholfen. Besonders in der Hinsicht, wie die Trainer mit ihren Spielern nach einer Niederlage oder einem Sieg umgehen. Wann ist es zu locker, wann brauchen die Spieler diese Lockerheit. Das war sehr interessant. Aber auch thematisch auf dem Trainingsplatz konnte ich sehr viel mitnehmen, was ich jetzt mit meinen Jungs durchgehe und die Fortschritte sehe.
Ohne Spaß macht Fußball keinen Sinn.
Alex Meier
Du hast selbst jahrelange Erfahrung als Profifußballer. Inwieweit ist es als Trainer ein Vorteil, dass du diese mitbringst?
Ich weiß gar nicht, ob es für das gesamte Aufgabenfeld als Trainer wichtig ist, dass ich mal Profi war. Natürlich ist es an manchen Stellen ein Vorteil, denn ich kann den Jungs aus erster Hand erzählen, wohin der Weg mit viel intensiver Arbeit geht. Ich war selbst mal 15 und hatte Blödsinn im Kopf. Das Wichtigste ist, dass wir den Jungs übermitteln können, wie viel sie investieren müssen, um nachher ihren Traum zu erreichen. Sie müssen ihr Leben auf dieses eine Ziel ausrichten und die richtigen Entscheidungen auf dem Weg fällen. Das probiere ich den Jungs mitzugeben, wobei das Wichtigste für mich immer ist, dass die Jungs hier jeden Tag mit Spaß hinkommen. Denn ohne Spaß macht Fußball keinen Sinn.
Du bist nun bereits seit drei Jahren als Trainer am NLZ aktiv. Was begeistert dich am meisten an deiner Tätigkeit?
Das Training auf dem Platz und die Spiele am Wochenende. Das macht am meisten Spaß, da bin ich zu sehr Fußballer. Aber auch der Austausch mit den Kollegen, das Reden über Spielszenen und Philosophieren über Spielideen. Ich bin relativ neu und wenn man dann einen erfahrenen Trainer hat und sich zum Beispiel eine Übung ausgedacht hat, bei welcher der Ablauf nicht klappt, dann kann man mal schnell ins andere Büro gehen und nachfragen. Hier hilft jeder jedem und man kann sich den ein oder anderen Tipp abholen. Diese kollegiale Zusammenarbeit zeichnet unser NLZ aus.
Du bist 2004 zur Eintracht gekommen. Das war vor mittlerweile fast 20 Jahren. Hättest du damals gedacht, dass du dem Verein so lange treu bleiben wirst und irgendwann selbst als Trainer an der Seitenlinie stehst?
Als ich 2004 hergekommen bin, war ich 21 und erstmal nur für ein Jahr ausgeliehen. Da wusste man noch nicht, wo die Reise hingeht. Aber es war mir relativ schnell klar, dass ich gerne hierbleiben würde, was wir damals glücklicherweise auch hinbekommen haben. Mit der Mannschaft sind wir dann aufgestiegen und haben bis zum Abstieg ein paar großartige Jahre gehabt. Ich habe bis 2018 bei der Eintracht gespielt und wollte auch immer meine Karriere hier beenden. Das ging leider nicht, sodass ich nochmal zum FC St. Pauli gegangen bin, wo damals alles angefangen hat. Daraufhin hatte ich noch ein schönes Abenteuer in Australien. Und es war von Anfang klar, dass ich wieder zur Eintracht zurückkehren wollte. In der Corona-Zeit hat der TSV Buchholz 08 mich gefragt, ob ich Lust hätte, das Training zu übernehmen. Das habe ich dann zwei, drei Wochen getan und es hat mir richtig viel Spaß gemacht, sodass ich bei der Eintracht nachgefragt habe, ob ich diesen Weg, neben meiner Position als Markenbotschafter, mit dem Adler auf der Brust einschlagen kann. So bin ich zum Trainer geworden. Jetzt will ich mich immer weiterentwickeln und schauen, ob ich als Cheftrainer einer Mannschaft ebenfalls gut bin. In dieser Position hat man auf jeden Fall mehr Verantwortung, aber bis jetzt ist alles top. Ich weiß, dass ich immer etwas bei der Eintracht machen werde. Die Eintracht ist mein Verein und die Stadt ist mein Zuhause geworden, deswegen müssen die Leute mich noch ein bisschen länger ertragen (lacht).