13.08.2020
U19

Junge Adler im Anflug: Fynn Otto

Im Nachwuchsleistungszentrum am Riederwald werden junge Adler flügge, so wie U19-Innenverteidiger Fynn Otto, der seit 2014 den Adler auf der Brust trägt.

Als der gebürtige Gießener am 10. Oktober 2019 beim Freundschaftsspiel der Eintracht-Profis im Waldstadion seiner Geburtsstadt einlief, erfüllte sich ein Traum für ihn. Im Alter von 17 Jahren stand Fynn Otto dort, wo er seit seinen ersten Ballkontakten immer sein wollte: „Ich war ziemlich nervös beim ersten Test in Gießen, Seite an Seite mit Vorbildern aus meiner Kindheit“, erinnert sich der Defensivspieler „Die Angst, nicht den Anschluss zu finden, verflog aber ziemlich schnell, nachdem mich Mitspieler und der Staff direkt aufgenommen und mir geholfen haben.“ Volle 90 Minuten spielte der Innenverteidiger und zeigte eine solide Leistung beim ersten Einsatz unter Trainer Adi Hütter. Die Leistungen aus der Jugend und den Einsätzen bei den Profis blieben im Deutsche Bank Park nicht lange unentdeckt. So unterschrieb der Abwehrhüne im Januar 2020 seinen ersten Profivertrag – Laufzeit bis 2023.

Seit der U13 bei der Eintracht

Schon seit 2014 streift sich der Defensivmann das Trikot mit dem Adler auf der Brust über und durchlief die Jugendmannschaften der Eintracht. Am 13. April 2019 kam Fynn Otto dann, als damaliger U17-Spieler, zu seinem ersten Einsatz bei den A-Junioren. „Am Wochenende zuvor haben wir mit der U17 noch den sechsten Sieg in Folge eingefahren, ein paar Spieltage vorher habe ich meinen ersten U17-Doppelpack gegen den VfB Stuttgart geschnürt“, blickt der Verteidiger mit dem starken Rechten zurück. „Und nach nur einer Trainingseinheit im Rücken stand ich beim 2:1-Sieg der U19 in Hoffenheim auf einmal in der Startformation und habe erstmals ein Spiel über 90 Minuten absolviert.“ Der Innenverteidiger kam in der Saison 2018/19 noch zwei weitere Male bei den A-Junioren zum Einsatz und feierte in Ingolstadt den hart erkämpften Klassenerhalt, an dem er maßgeblichen Anteil hatte. Schließlich stand am Ende hinten die Null.

Auf dem Weg bis zu diesem ersten großen Highlight seiner jungen Karriere arbeitete der Defensivspieler hart an sich. Früh begann er im heimischen Garten den Fußball zu schießen, startete als Bambino beim SV 1921 Nieder-Weisel seine fußballerische Karriere und hatte mit seinem Vater den größten Kritiker, doch ebenso größten Förderer als Trainer. Die immer besser werdenden Leistungen wurden auch beim Verband wahrgenommen und so nahm er früh an Lehrgängen am DFB-Stützpunkt Grünberg teil. „Im Alter von zwölf Jahren wurde ich dann bei einem Hallenturnier vom Trainer der gegnerischen Eintracht-Mannschaft angesprochen und nach einem Probetraining für die darauffolgende Saison nach Frankfurt geholt“, berichtet der Mittelhesse. „Dass ich es von dort an bis zu dem Punkt geschafft habe, an dem ich jetzt stehe, verdanke ich vor allem der Unterstützung meiner Familie.“ Die brachte ihn, so Otto, in den ersten Jahren nicht nur zum Training, sondern schauten sich jede Trainingseinheit ihres Sohnes an.

Für diese Unterstützung versucht der Jungadler, der im Frühjahr 2021 sein Abitur abschließen möchte, zwischen Schule und Trainingsplatz etwas zurückzugeben und versucht möglichst viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Bleibt dann noch ein wenig Zeit, findet man den 2002 Geborenen meist bei seiner zweitgrößten sportlichen Leidenschaft, dem Basketball. Ob auf dem örtlichen Court oder gebannt vorm Fernseher, der amerikanische Sport hat es ihm angetan. So erfüllte sich für den Innenverteidiger 2017 ein Kindheitswunsch: Durch die Teilnahme beim Dallas Cup kam er nicht nur erstmals in die USA, sondern konnte zeitgleich noch ein NBA-Spiel von seiner Bucket List streichen.

In dieser Saison möchte ich eine Führungsrolle übernehmen. Das gehört für mich sowohl als Innenverteidiger als auch als Spieler des älteren Jahrgangs einfach dazu.

Fynn Otto

Durch seine guten Aushilfseinsätze im Endspurt der Saison 2018/19 empfahl sich der 1,92 Meter große Innenverteidiger in seiner ersten regulären U19-Saison 2019/20 für einen Stammplatz in der Defensive und absolvierte so 16 von 20 Spielen über die volle Distanz – lediglich eine Verletzung bremste ihn zwischenzeitlich aus. „Für mich ist die anstehende Saison quasi die dritte in der U19, zählt man das Saisonfinale 2019 mit“, so Otto. „In jener Saison kam ich im Team an, letztes Jahr spielte ich mich fest und dieses Jahr möchte ich eine Führungsrolle übernehmen. Das gehört für mich sowohl als Innenverteidiger als auch als Spieler des älteren Jahrgangs einfach dazu.“ Zu diesen persönlichen Zielen gehöre für ihn zudem dazu, dass er wieder die Torgefahr aus C- und B-Jugend ausstrahlen möchte. „Früher konnte ich bei Standards sowohl als Schütze als auch im Strafraum häufiger punkten. Ich weiß nicht, wo und wann ich das abgelegt habe“, gibt Otto lachend zu.

Die Teamkollegen als Ansporn

Um im Strafraum bei hohen Bällen „so gefährlich wie Niko und Felix [Komljenovic und Irorere; Anm. d. Red.]“ zu werden, hat der Innenverteidiger die abrupte Unterbrechung im März genutzt und seinen Körper zu mehr Robustheit trainiert, was bei seiner Vorliebe für Basketballtrikots nicht unbeachtet bleiben kann. „Wir haben in der Zwangspause alle unseren Fokus auf etwas anderes gelegt, wodurch wir uns beim Wiederbeginn einen Vorteil verschaffen können. Bei mir war es die Kraft“, lässt der Innenverteidiger in seine vergangenen Monate blicken. „Wie überall in der Gesellschaft, war es auch für uns ein harter Einschnitt: Keine Spiele, kein Training und vor allem die Mitspieler, die wie eine zweite Familie sind, lange nicht mehr sehen. Das war schon ein großer Teil des Lebens, der mir und den anderen weggebrochen ist. Umso heißer sind wir darauf, wieder gemeinsam auf dem Platz zu stehen und dort anzusetzen, wo wir im März aufgehört haben.“

Im Kopfballspiel möchte sich Fynn Otto noch verbessern, auch wenn er im Luftduell seinem Ex-Teamkollegen Giuseppe Signorelli keine Chance lässt.

Bis zur Aufnahme in den Profikader der Eintracht steht der junge Adler weiter im Dienst der U19 des neuen Cheftrainers Jürgen Kramny, um an die erfolgreiche, aber jäh abgebrochene Saison 2019/20 anzuknüpfen und tabellarisch bestenfalls zu toppen. Werden seine Dienste jedoch im Stadtwald benötigt, steht Fynn Otto in den Startlöchern, um auch bei den Profis den gegnerischen Angreifern das Leben schwer zu machen.