14.04.2021
Nachwuchsleistungszentrum

„Jeder hat das Recht, inspiriert zu werden“

Die Initiative „JOBLINGE“ unterstützt den Nachwuchs von Eintracht Frankfurt dabei, sich neben dem Sport ein zweites Standbein aufzubauen.

Wer in den Jugendmannschaften des Nachwuchsleistungszentrums spielt und trainiert, träumt von der Karriere als Fußballprofi. Doch nur die Wenigsten schaffen es auch, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Umso wichtiger ist es für junge Spieler, sich trotz allen sportlichen Ehrgeizes Gedanken um berufliche Alternativen zu machen. Um sie in diesem Bereich bestmöglich unterstützen und fördern zu können, arbeitet Eintracht Frankfurt bereits seit einigen Jahren eng mit JOBLINGE zusammen, die bei Bedarf dabei helfen, Praktika und Ausbildungsplätze zu vermitteln. Schon seit ihrer Niederlassung im Rhein-Main-Gebiet vor über 10 Jahren besteht der Kontakt zur Frankfurter Eintracht und schnell kam der Gedanke einer gemeinsamen Kooperation zur Unterstützung derer, denen der Sprung in den Profisport nicht gelingt. „So ist das Programm ‚Steilpass‘ entstanden“, berichtet Kadim Tas, Regionalleiter der JOBLINGE gAG FrankfurtRheinMain und Vorstand der bundesweiten Dachorganisation.

Sensibilität ist gefragt

Eigentliches Ziel der Organisation ist es, junge Menschen mit Startschwierigkeiten, die in der Regel bereits Kontakt zum Jobcenter hatten, auf dem Ausbildungsmarkt zu vermitteln. Die Voraussetzungen für die Arbeit am Nachwuchsleistungszentrum sind jedoch ganz andere. „Der größte Unterschied liegt in der Struktur“, erklärt Tas. Der sportliche Fokus gepaart mit der intensiven Betreuung am Nachwuchsleistungszentrum und der Mannschaft als soziales Gefüge hebe die Nachwuchsfußballer von anderen Jugendlichen, die von JOBLINGE betreut werden, ab. „Die schulische Betreuung funktioniert bei der Eintracht zudem exzellent. Die Rahmenbedingungen sind einfach besser.“ Gleichzeitig sei bei der Arbeit mit den jungen Spielern ein hohes Maß an Sensibilität gefragt. „Man geht ja nicht zu einem Spieler und sagt: ‚Du wirst kein Profi!‘“, so Tas. „Das ist die größte Herausforderung: Dass die Jungs verstehen, dass ihnen keiner die Profi-Karriere wegnehmen möchte, sondern dass sie sich ein zweites Standbein aufbauen sollen.“ JOBLINGE sei „ein kleiner Mosaikstein in der ganzheitlichen Betreuung durch das NLZ“. Nach Bedarf werde die Organisation unter Regie des pädagogischen Leiters Anton Schumacher angefragt, um die entsprechenden Spieler zu betreuen und zu vermitteln. „Wir wollen auch niemanden zwangsverschulen“, erklärt Tas. Vielmehr sollen die jungen Spieler dazu animiert werden, ihre Stärken abseits des Fußballplatzes zu entdecken und im Austesten dieser gefördert werden.

Wir sind der Meinung, dass junge Menschen das Recht haben, inspiriert zu werden. Diese Bemühungen sind kein Luxus, sondern ein Grundpfeiler der Bildung.

Kadim Tas

Die Kooperation mit Eintracht Frankfurt hat sich in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut und setzt sich in einer neuen Initiative von JOBLINGE weiter fort: „Steilpass war das Herzstück, aber irgendwann kamen wir dann auch auf PLAN A“, berichtet Tas. Ziel dieses Projektes ist es, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Ausbildung zu lenken. „Bei Plan A drehen wir kurze Filme über verschiedene Berufsbiographien und zeigen jungen Menschen, dass man verschiedene Werdegänge an den Tag legen kann und eine Ausbildung ein Einstieg sein kann.“

Für Ausbildungen werben

Auch Persönlichkeiten aus dem Eintracht-Kosmos, wie Profi Sebastian Rode oder Vorstandsmitglied Axel Hellmann, teilen ihre Geschichte auf der Plattform. Gerade prominentere Gesichter seien wichtig, um effektiv für Ausbildungen werben zu können. „Wir sind der Meinung, dass junge Menschen das Recht haben, inspiriert zu werden. Diese Bemühungen sind kein Luxus, sondern ein Grundpfeiler der Bildung“, so Tas. „Deshalb brauchen wir auch die prominenten Unterstützer*innen, um die Bekanntheit der Thematik voranzutreiben.“ Die Menschen seien zudem emotionaler, wenn es um Fußball geht. „Sie sind offener für bestimmte Themen.“ Gerade das Ziel, Möglichkeiten für Teilzeitausbildungen, die für Leistungssportler besonders wichtig seien, zu fördern, könne so weiterverfolgt werden.

Durch die Corona-Pandemie hat JOBLINGE die Arbeit weitestgehend in den digitalen Raum verlegt. Doch für die Zeit danach gibt es bereits Pläne für mögliche gemeinsame Projekte. „Wenn das alles vorbei ist, wird die Eintracht wieder unser erster Ansprechpartner für den nächsten Pilotgedanken sein“, kündigt Tas an. „Hierbei soll es darum gehen, wie man PLAN A als digitales Angebot so mit Steilpass verzahnt bekommt, dass wir zukunftsweisend unterwegs sein können.“