Ihr habt letztes Jahr gemeinsam die neu geschaffene A+ Lizenz des DFB absolviert. Könnt ihr nochmal kurz erklären, was es mit dieser Lizenz auf sich hat?
Saloio: Die A+ ist eine neu geschaffene Trainerlizenz in der Ausbildungspyramide des DFB, die zwischen die A-Lizenz und den Fußballlehrer geschaltet worden ist. Wir waren der mittlerweile dritte Kurs, das heißt, es gibt aktuell 60 A+-Lizenzinhaber in Deutschland.
Warum macht es aus eurer Sicht Sinn, dass es mittlerweile extra Lizenzen gibt, die sich speziell auf die Bedürfnisse im Nachwuchsfußball richten?
Haag: Ich glaube, dass es total Sinn macht, wenn man bedenkt, dass die Herausforderungen eines Jugendtrainers ganz andere sind als die eines Trainers im Herrenbereich. Im Herrenbereich geht es letztendlich darum, jedes Wochenende die Spiele zu gewinnen. Bei uns geht es darum, die Spieler so zu entwickeln, dass irgendwann mal die Fähigkeiten haben, die es braucht, um Profi zu werden. Das heißt, die Herangehensweise und die Zielsetzung sind eine andere und deshalb sollten sich auch die Inhalte in der Ausbildung für die Trainer unterscheiden und auf die Aufgabengebiete spezialisiert werden.
Saloio: Dem Schließ ich mich an. Es geht auch darum, dass die Trainer nach der A-Lizenz nicht mehr den Fußballlehrer machen müssen, sondern sich spezifisch auf den Jugendbereich konzentrieren und in diesem auch die Abschlusslizenz absolvieren können.
Der Lehrgang war in verschiedene Phasen aufgebaut und hat immer wieder verschiedene Inhalte mit sich gebracht. Wie sah das konkret aus?
Haag: Im ersten Teil der Ausbildung haben wir uns vor allem mit uns selbst beschäftigt. Das heißt, man hat viel über die eigene Trainerpersönlichkeit aber auch Zeitmanagement und ähnliche Themen gesprochen. Das war wichtig, um sich selbst zu reflektieren und eine Basis für neue Inhalte zu schaffen. Im Laufe des Jahres kamen die ganzen inhaltlichen Dinge hinzu.
Saloio: Insgesamt hatten wir Präsenzphasen, Onlinephasen und Anwendungsphasen. In den Anwendungsphasen haben wir hier am Riederwald die gelernten Dinge mit unseren Teams in die Praxis umgesetzt
Es gab zum Ende hin relativ viele Präsenztermine, die ihr während der laufenden Saison wahrnehmen musstet. Inwiefern war das eine Herausforderung für euch?
Haag: Ich war sehr froh, dass ich so ein gutes Trainerteam habe und wir auch eine Mannschaft haben, die zu diesem Zeitpunkt in der Saison angekommen war. Deshalb empfand ich die Zeit für mich persönlich zwar als anstrengend, bin aber immer mit einem positiven Gefühl weggefahren, weil ich wusste, dass die Aufgaben hier gut erfüllt werden. Ich bin sehr dankbar, dass sowohl die Mannschaft als auch das Trainerteam das so gut mitgemacht haben.
Saloio: Ich bin auch zufrieden damit, wie es gelaufen ist, auch wenn es sehr intensiv war. Wir saßen oft noch abends zusammen und haben mit unseren Trainerteams telefoniert, haben uns die Trainingseinheiten über Video angeschaut und uns so gut austauschen können. Ich bin sehr glücklich darüber, wie gut es gelaufen ist und wie sehr sich jeder in der Verantwortung gesehen hat, unsere Inhalte im Training gut umzusetzen.
Insgesamt 20 Trainer haben den Lehrgang absolviert. Wie habt ihr den Austausch mit euren Kollegen aus anderen Vereinen erlebt und wahrgenommen?
Saloio: Die A+-Lizenz lebt vor allem von diesem Austausch. Da wir alle im professionellen Nachwuchsfußball tätig sind, waren die Gespräche an den Abenden immer sehr wertvoll. Wir haben viel über fußballerische Themen gesprochen und hatten auch so viel Spaß zusammen. Das war mit einer der wertvollsten Dinge bei der A+-Lizenz
Die A+-Lizenz lebt vor allem von diesem Austausch.
Duarte Saloio
Haag: Absolut. Der Austausch ist das, was über das Jahr hinweg letztendlich am wichtigsten ist. Gerade dort, wo man Schnittpunkte untereinander hat, wird der Austausch über so ein Jahr hinweg immer intensiver, weil man die Personen immer besser kennenlernt. Das hat einem einfach viel gebracht, um zu merken, wie an anderer Stelle gearbeitet wird, und um gemeinsame Gedanken über das Jahr hinweg weiterzuentwickeln.
Es ist nicht selbstverständlich, dass zwei Trainer aus einem Verein parallel so eine Zeitintensive Lizenz machen können. Inwiefern war das für euch ein Vorteil, dass ihr euch gut kennt und versteht und euch im Zweifel mit den gleichen Themen beschäftigt.
Haag: Wir sind oft gemeinsam zu Terminen gefahren und waren einige Stunden gemeinsam im Auto. Es ist schon ein klarer Vorteil, dass man sich da gegenseitig gedanklich auf die Inhalte vorbereiten und dann auf der Rückfahrt noch mal austauschen kann. Man lernt sich generell über den eigentlichen Traineralltag hinaus viel besser kennen. Daher empfinde ich es als sehr positiv, wenn man zu zweit aus einem Verein kommt und diese Dinge gemeinsam bearbeiten kann.
Saloio: Ja, die Autofahrten waren besonders. Da konnte man wirklich nochmal die Woche Revue passieren lassen und Themen aufgreifen Es war ein großer Vorteil, dass wir uns so gut austauschen konnten.
Man kann sein eigenes Profil, die eigene Denkweise und die Trainingsarbeit nochmal schärfen.
Sebastian Haag
Es geht am Ende natürlich darum das Gelernte in den Trainingsalltag hier am Riederwald zu übertragen. Wie geht ihr das an?
Saloio: Das ist ein fließender Prozess. Einige Dinge, die uns gefallen haben und die wir für unsere Arbeit mitgenommen haben, haben wir bereits in unseren Alltag übernommen. Es geht dann vor allem noch darum, die gelernten Dinge dem Trainerteam und Staff zu präsentieren.
Haag: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man sich in so einem Jahr noch mal viel intensiver auf theoretischer Ebene mit Fußball beschäftigen die eigenen Gedanken dabei nochmal verfeinern kann. Es kommt kaum vor, dass man etwas gänzlich Neues hört, sondern geht eher darum seine Gedanken noch einmal im Detail weiterzudenken und zu schauen, wie der ein oder andere Trainer Themen umsetzt. Man kann sein eigenes Profil, die eigene Denkweise und die Trainingsarbeit nochmal schärfen. Genau das gibt einem über das Jahr gesehen auf jeden Fall einen riesigen Mehrwert.
Wenn ihr jetzt nochmal zurückblickt, was war das größte Highlight während der Fortbildung?
Saloio: Die Zeit in Venlo war auf jeden Fall die beste Präsenzphase, weil wir da sehr viel mitnehmen konnten. Wir haben dort vor allem gesehen, wie Mannschaften im Ausland arbeiten. Das Wetter war schön, die Gruppe kam gut zusammen, wir hatten einen sehr guten Austausch und Hannes Wolf [Trainer der U20-Auswahl sowie Sportdirektor für Nachwuchs, Training und Entwicklung beim DFB Anm- d. Red.] war am letzten Tag auch da.
Haag: Wir hatten außerdem noch eine gemeinsame Hospitation in Basel und hatten somit zwei gemeinsame Auslandsaufenthalte. Für mich waren die Hospitationen auch das Highlight in diesem Jahr. Man lernt die Personen und Strukturen anderer Vereine kennen und bekommt die Inhalte auf einer anderen Ebene mit, wenn man vor Ort ist. Wir haben uns auch darauf geeinigt, dass Hospitationen weiter auf unserem Fahrplan stehen werden. Ich glaube, dass man da extrem viel mitnehmen und grundsätzlich immer auch von anderen lernen kann, solange wir nichts eins zu eins kopieren, sondern unsere Identität als Eintracht Frankfurt beibehalten.