Im Sommer verstärkte sich unsere U19 mit drei Neuzugängen. Mit Julian Höllen kommt ein rechter Verteidiger an den Riederwald, der schon früh in seiner Karriere alles in die Wege leitete, um später einmal den Traum vom Profifußball leben zu können.SpVgg Unterhaching, FC Bayern München und VfL Bochum sind die namhaften Stationen, bei denen Julian seine fußballerische Ausbildung erhielt. Nun trägt der 18-jährige Defensivmann den Adler auf der Brust. Für Julian ist dies nicht das erste Auftreten am Riederwald, denn schon während seiner Zeit bei Bayern München lief er auf dem Grün des Riederwaldstadions auf. Doch bis dorthin war es für Julian ein weiter Weg, der mit viel Aufopferung für den Sport in Verbindung steht. Die ersten Ballkontakte hatte Julian dank seines Vaters und Großvaters, die selbst beide Fußball gespielt haben. Mit dreieinhalb Jahren schnappte Julian dann seinen besten Freund, mit dem er seine Fußballbegeisterung teilte, und die beiden schlossen sich dem lokalen Fußballverein JSG Augst an. Sein erstes Training hatte er damals noch auf einem Ascheplatz. Schon mit sieben Jahren wollte Julian dann gerne in seiner Altersklasse höherklassiger spielen und wechselte einige Orte weiter zu FC Urbar. Auch diesen Schritt ging er zusammen mit seinem Kumpel aus Kindheitstagen, mit dem das Fußballspielen begann. 2012, im Alter von elf Jahren, entschied sich Julian dann dazu, den nächsten großen Schritt zu wagen. „Ich habe dann für mich gemerkt, dass ich den Fußball stärker und professioneller betreiben möchte“, blickt der Rechtsverteidiger zurück. „Damals habe ich bei einem einwöchigen Fußballcamp teilgenommen, bei dem ich als bester Spieler ausgezeichnet und zu einem Probetraining an das DFI Fußball Internat nach Bad Aibling eingeladen wurde.“ Bei diesem Probetraining überzeugte Julian die Trainer und Scouts von sich und bekam ein Halbstipendium angeboten. Das sah Julian als die Chance an, die er ergreifen musste. Doch als 11-Jähriger knapp sechs Stunden Fahrt von zuhause weg zu sein, ist ein Schritt, der wohlüberlegt sein muss: „Meine Eltern haben meinen Wunsch unterschiedlich aufgenommen. Meine Mutter hatte vor allem die Sorge, dass es für mich zu früh sein könnte. Mein Vater wusste direkt, dass ich diesen Schritt unbedingt gehen wollte und es auch konnte.“ Damit Julian in die oberbayrische Akademie ziehen durfte, musste er mit seinen Eltern einen Deal eingehen: Fußball und Schule sollten für Julian immer eine gleich wichtige Rolle spielen. Die Schule durfte aus Sicht seiner Eltern keineswegs unter dem Fußball leiden. Dieses Versprechen hielt der 18-Jährige und schloss das Fachabitur dieses Jahr mit einem sehr guten Notendurchschnitt von 2,0 ab. Der Alltag im Internat war perfekt an diesen Kompromiss angepasst. Der normale Wochentag bestand aus einer Trainingseinheit am Morgen und einer am Nachmittag. Diese Einheiten fanden abwechselnd mit zwei Blöcken Schulunterricht statt. Die Schule selbst bestand ausschließlich aus Jugendlichen des DFI Fußball Internats und so teilten die Jungkicker das Leben miteinander. Doch natürlich war auch die Heimat für Julian noch ein wichtiger Aspekt: „Am Anfang war es sehr schwierig, meine Eltern und meinen Bruder regelmäßig zu sehen, denn meine Eltern haben beide gearbeitet und 600 Kilometer mit dem Auto für eine Strecke waren auch nicht jedes Wochenende möglich“, lässt Julian in sein Familienleben blicken. „Irgendwann hatten wir uns so eingependelt, dass man sich etwa einmal im Monat gesehen hat, wenn die Eltern und mein älterer Bruder nach Bad Aibling kamen.“ Gegen das Heimweh half auch der straffe Plan, den die Jungprofis in Oberbayern hatten. Schule unter der Woche und Spielbetrieb an den Wochenenden. In den ersten Jahren spielte Julian in der Mannschaft des DFI Bad Aibling, bevor er zur Spielvereinigung nach Unterhaching wechselte. Nach einem Jahr in Unterhaching wurde der FC Bayern München auf den Defensivallrounder auffällig und holte ihn in der U15 zu sich. „In diesen zwei Jahren beim FC Bayern und in Unterhaching wohnte ich weiterhin in Bad Aibling und bin immer mit dem Shuttlebus zum jeweiligen Training gefahren. Das war bei vielen Spielern aus der Akademie Gang und Gäbe“, erzählt Julian über seine Zeit als C- und anfangs auch B-Junior.Im Folgejahr wurde der gebürtige Koblenzer dann vom FC Bayern München an die Säbener Straße geholt, wo er erst im Internat und dann nach Errichtung des Campus in eben jenem lebte. In seinem dritten Jahr in München war er dann auch Teil der U17, die Süddeutscher Meister wurde und sich im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund geschlagen geben mussten. Für die Saison darauf stand für Julian erneut eine schwierige Entscheidung an: „Mein Vertrag in München war der nach der Saison 2017/18 abgelaufen und ich wusste, wie schwierig es ist, in die U19 übernommen zu werden. Yannick (Brugger, Anm. d. Red.) und ich haben da das Gleiche durchgemacht. Er ist direkt nach Frankfurt gewechselt und ich habe mich für den VfL Bochum entschieden, weil ich da die größere Chance sah, nach meiner Jugendzeit auch Spieler bei den Profis zu werden.“ Doch beim VfL Bochum hatte Julian keine gute Saison. Mit mehreren Verletzungen, die ihn über die ganze Saison immer wieder zu Pausen zwangen, kam er nicht richtig in den Spielfluss und konnte sich in den sechs Spielen, die er spielte, kaum unter Beweis stellen. Schon vor seinem Wechseln nach Bochum hatte Marco Pezzaiuoli den Kontakt zum Rechtsverteidiger aufgenommen. In Julians Zeit in Bochum hielt dieser Kontakt weiter an und so kam es dazu, dass der Rechtsverteidiger in diesem Sommer an den Riederwald wechselte und nun den Adler auf der Brust trägt. Seine Ziele? Seine letzte Saison im Jugendbereich verletzungsfrei und mit viel Spielpraxis zu erleben und eine Führungsrolle in seinem neuen Team einnehmen. Selbstverständlich träumt auch Julian davon, sich mit starken Leistungen für die Profis zu empfehlen. Doch auch neben dem Fußball möchte sich Julian in Frankfurt weiterentwickeln. „Ich habe mein Fachabitur ja schon in der Tasche und hätte dieses Jahr sonst neben dem Fußball keine weitere Aufgabe wie eine Ausbildung oder Schule“, erklärt der 18-Jährige. „Daher habe ich mich mit einem FSJ (Anm. d. Red.: Freiwilliges soziale Jahr) oder Praktikum beschäftigt und mich nach der Ankunft in Frankfurt direkt darum gekümmert, eine Stelle zu erhalten.“ Julians Fokus lag dabei auf der Arbeit mit Kindern in einem Kinderheim. „Ich selbst habe ja die Situation erlebt, in jungen Jahren weit weg von zuhause zu leben. Auch wenn es vielleicht einen anderen Grund hatte, hatte ich trotzdem ähnliche Aufgaben zu bewältigen, wie Kinder und Jugendliche in einem Kinderheim. Ich hoffe, dass ich mit meinen Erfahrungen meinen Teil beisteuern kann.“ Aktuell absolviert er beim Kooperationspartner des NLZ ein Praktikum als rechte Hand der Chefin.Mit Julian kommt ein Spieler an den Riederwald, der neben seinem fußballerischen Talent auch viel Aufopferungsgabe und Leidenschaft für Soziales mit sich bringt und das Team somit nicht nur sportlich, sondern auch menschlich verstärken wird.
16.10.2019