02.02.2018

Alex Schur und Uwe Bindewald: Profis als bestes Beispiel

Einst schnürten sie gemeinsam für die Eintracht die Fußballschuhe, seit 2015 bilden Alexander Schur und Uwe Bindewald das Trainergespann unserer U19. Vor dem Auftakt gegen den FC Augsburg standen beide Rede und Antwort.

Einst schnürten sie gemeinsam für die Eintracht die Fußballschuhe, seit 2015 bilden Alexander Schur und Uwe Bindewald das Trainergespann unserer U19. Vor dem Jahresauftakt gegen den FC Augsburg (Sonntag, 11 Uhr, Riederwaldstadion) standen die langjährigen Weggefährten der Eintracht-Redaktion Rede und Antwort.
Wie können sich unsere Leser die Arbeitsweise des Gespanns Schur/Bindewald vorstellen?
Schur: Grundsätzlich obliegen mir sämtliche Entscheidungen hinsichtlich Trainingsinhalten, Trainingssteuerung oder Aufstellungen. Alles geschieht immer in enger Absprache mit Uwe, dessen Gedanken ebenfalls in meine Überlegungen einfließen.
Bindewald: Mir fallen Aufgabenbereiche wie Spielvorbereitung und die Teile der Gegneranalyse zu. Dazu kommen viele administrative Themen, die die tägliche Arbeit betreffen. Darüber hinaus stehe ich im ständigen Kontakt mit den verletzten und kranken Spielern, dass wir über den aktuellen Genesungsverlauf Bescheid wissen und den Trainingskader entsprechend zusammenstellen können. Insgesamt lässt sich die tägliche Arbeit aber in kein festes Muster pressen, da immer wieder unerwartete Situationen auftreten.
Schur: Bezogen auf ein Spiel wiederum haben wir feste Aufgabengebiete, um uns gegenseitig zu unterstützen. So kümmert sich Uwe ums Aufwärmen, Verteidigungsvarianten gegnerischer Standardsituationen oder die Einweisung eines Spielers vor dessen Einwechslung. Das verschafft mir wiederum Freiräume, um die Taktik des Gegners zu studieren. Nach den 90 Minuten fällt mir die Nachbereitung zu, wofür ich mir auch die Meinung von Uwe einhole. Insgesamt teilen wir uns die ständig wachsenden Aufgaben gut auf und nach zweieinhalb Jahren der Zusammenarbeit haben sich die Abläufe auch automatisiert. Wir sind wie ein altes Ehepaar. (lacht)

Gibt es bestimmte Aspekte, die Sie von Ihren Spielern verlangen und vorleben?
Schur: Jahrgangsunabhängig erwarten wir von unseren Spielern zwei Dinge. Zum einen eine gute Defensivarbeit, wofür drei Elemente entscheidend sind: Eine gute Laufarbeit, ein gesundes, aggressives Zweikampfverhalten sowie ein intelligentes taktisches Verhalten. Zum anderen sollten sich unsere Spieler effektiv in Angriffsaktionen einbringen können, also etwa nach Ballgewinn nicht ab- sondern nach vorne umschalten. Das fordern und lehren wir. Dazu gehören neben schnellen Konteraktionen auch systematische Laufwege. Wichtig bei alledem ist, dass die Jungs den Nutzen der unterschiedlichen taktischen Vorgaben und die Vor- und Nachteile verschiedener Spielsysteme verstehen lernen.

Eine wechselhafte erste Saisonhälfte endete mit einer guten Leistung gegen Hoffenheim. Ist das 0:0 gegen den Spitzenreiter der Maßstab für die Rückrunde?

Schur: Zumindest hinsichtlich defensivtaktischer Kriterien trifft das zu.

Warum blieben Spiele ohne Gegentore ansonsten die Ausnahme?
Schur: Wir hatten zunächst das Problem, dass nacheinander mehrere Leistungsträger ausgefallen sind. Mischa Häuser verletzte sich ausgerechnet, als er seinen Platz gefunden hatte, Patrice Kabuya und Nelson Mandela fehlen uns langfristig, Sahverdi Cetin und Miguel Blanco-Lopez haben noch nicht zu ihrem gewohnten Spiel gefunden – um nur einige zu nennen. Das erschwert es einer Mannschaft natürlich, sich einzuspielen.

Welche sonstigen Schlüsse haben Sie aus der Hinrunde gezogen?

Schur: Vor allem wollen wir in der Rückrunde weniger Systeme spielen. Die Vorbereitung hat gezeigt, dass den Jungs eine feste Abwehrformation guttut. Wir streben an, losgelöst von Ergebnissen bei einem System zu bleiben und den Jungs dadurch Sicherheit zu geben. Das bedeutet nicht, dass wir komplett festgelegt sind, aber wir haben das Gefühl, dass sich die Jungs in der aktuellen Grundordnung sehr wohl fühlen. Ein weiterer Punkt sind unsere Standardsituationen, aus denen wir bislang zu wenig Kapital geschlagen haben. Denn gute Schützen und große Spieler haben wir genug. Das ist eine Sache der Konzentration und der Leidenschaft, sich gegen seinen Gegenspieler im Kopfball durchzusetzen.

Worauf lag in der Vorbereitung das Hauptaugenmerk?
Schur: Die Defensive steht aus meiner Sicht. In der letzten Vorbereitungswoche ging es darum, unser Offensivspiel zu verfeinern und die Standards zu verbessern.
Bindewald: Umgekehrt gibt es Gegner, die sich komplett auf Standardsituationen spezialisiert haben, bei denen wir besonders auf der Hut sein müssen und werden.

Wie bewerten Sie unter diesen Gesichtspunkten die Testspiele?

Schur: Hinsichtlich unserer Standards ist dahingehend kein Urteil möglich, da sie bis zuletzt keinen Trainingsschwerpunkt gebildet haben. Bei den offensiven Läufen fehlen uns bisweilen noch Mut und Zielstrebigkeit zum Tor, weshalb in dieser Woche darauf der Fokus lag. Die allgemeine Defensivarbeit beziehungsweise das Umschaltspiel nach Ballverlust ist sehr, sehr gut. Auf dieser Basis müssen wir noch mehr Torgefahr entwickeln.

Inwieweit stimmen Sie die Rückkehrer hoffnungsfroh? Gerade in der Zentrale haben Sie die Qual der Wahl.
Schur: In der Tat sind wir auf diesen Positionen gut aufgestellt, dort ist der Konkurrenzkampf am größten. Die meisten Auftritte waren aber auch in der Hinrunde ordentlich, abgesehen von den Spielen gegen die Aufsteiger. Das Manko, nicht immer 100 Prozent abgerufen zu haben, haben wir im Winter klar angesprochen. Wir haben den Eindruck, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen enger zusammengerückt ist.

Im Januar ist Marco Pezzaiuoli zum NLZ gestoßen. Wie erleben Sie die tägliche Arbeit mit dem Technischen Direktor?
Schur: Eine neue Position bringt für alle Seiten immer auch eine neue Situation mit sich. Es ist wichtig, jemanden zu haben, der Stadt- und Riederwald vereint. Marco ist unglaublich engagiert, er beobachtet und erwartet viel. Natürlich müssen sich alle Beteiligten erst aneinander gewöhnen. Aber mittel- und langfristig werden alle davon profitieren, eine personelle Verbindung zwischen Riederwald und Stadtwald zu haben. Ein beliebtes Beispiel ist für mich die abgestimmte Belastungssteuerung der Jungprofis. Dadurch, dass Marco weitere Ideen von den Profis einfließen lässt, wissen unsere Talente genau, was von ihnen erwartet wird.
Bindewald: Natürlich müssen sich die Abläufe in den nächsten Wochen und Monaten erst einschleifen. Ich denke auch, dass der zusätzliche Input, den Marco einbringt, auf lange Sicht nur förderlich für die Entwicklung der Jungs ist.

Was erwarten Sie von der Rückrunde?
Bindewald: Das hängt auch immer von der Personalsituation ab. Wenn wir alle Spieler beisammen haben, verfügen wir über eine sehr schlagkräftige Truppe. Ein einstelliger Tabellenplatz ist absolut machbar. Wenn wir die Leistung vom letzten Test gegen Aschaffenburg konstant auf den Platz bringen, habe ich überhaupt keine Bedenken. Wir sind froh, dass es endlich wieder losgeht und freuen uns auf die Rückrunde!
Schur: Wir hatten vor der Saison Platz sechs als Zielsetzung ausgegeben, was ich weiter für realistisch halte. Dennoch müssen wir als ersten Schritt den Abstand nach unten vergrößern. Wenn das geschafft ist, können wir an mehr denken. Dafür müssen wir weniger Gegentore zulassen, regelmäßig punkten und stabilere Resultate erreichen. Insgesamt geht es darum, dass die Jungs eine gute Ausbildung genießen und die Ergebnisse erzielen, die wir von uns erwarten.

Die Ergebnisse der U19 im Überblick:

Sparkasse VGH-Cup (5. – 7. Januar 2018):
Eintracht Frankfurt U19 – JSG Nieste/Staufenberg 9:1 (Vorrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – 1.SC 1911 Heiligenstadt 8:0 (Vorrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – SVG Göttingen 3:1 (Vorrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – FC Grone 8:1 (Vorrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – 1. FSV Mainz 05 2:3 (Vorrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – FC Brügge 0:1 (Vorrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – Eintracht Braunschweig 0:3 (Zwischenrunde)
Eintracht Frankfurt U19 – Manchester United 1:3 (Zwischenrunde)

Testspiele:

Sonntag, 14. Januar 2018 Eintracht Frankfurt U19 – SV Werder Bremen U19 0:1
Sonntag, 21. Januar 2018 Eintracht Frankfurt U19 – SG Rot-Weiss Frankfurt U19 3:0
Donnerstag, 25. Januar 2018 Eintracht Frankfurt U19 – TuS Hornau U19 4:0
Sonntag, 28. Januar 2018 SV Viktoria Aschaffenburg – Eintracht Frankfurt U19 1:1